Die Bedeutung eines Thinking Environments für effektive Führung

Thinking Environment

Die Bedeutung eines Thinking Environments für effektive Führung

Es ist Teammeeting und immer die selben Leute reden? Du hast das Gefühl, dass in Deinem Team gute Ideen schlummern, aber sie kommen nicht zum Vorschein? Dann kann die Einführung eines Thinking Environments, einer Denkumgebung, nützlich sein.

Was ist ein Thinking Environment?

In einem Thinking Environment haben die Menschen Gelegenheit, ungestört ihre Gedanken zu Ende zu denken. Dabei ist dies nicht etwas, was man alleine macht, sondern was sich sehr gut für Teamsitzungen eignet. Durch eine vorgegebene Struktur werden zunächst alle Teilnehmer in eine positive Denkstimmung versetzt (es dürfen später auch negative Dinge oder Bedenken zu etwas geäußert werden), um danach zu einem Thema seine Gedanken, und das ist wichtig, ungestört zu äußern. Durch die Möglichkeit, Dinge ohne Unterbrechung zu durchdenken, kommt man beim Sprechen oft selbst auf neue Blickwinkel oder Ideen. Es fördert außerdem das aufmerksame Zuhören, was wir oftmals verlernt haben.

Was hat dies mit Führung zu tun?

Ein Aspekt der Führung ist es, Menschen zu befähigen, Lösungen zu finden und zu entwickeln. Mit dieser Methode des Thinking Environments schafft man diese Möglichkeit und ermöglicht es außerdem allen Teammitgliedern, sich gegenseitig besser kennen und schätzen zu lernen.

Vorteile eines Thinking Environments:

  • alle Teammitglieder werden gehört
  • Gedanken werden nicht unterbrochen (was in unserer Gesellschaft teilweise davon herrührt, dass ein schnelles Unterbrechen oder Weiterdenken als intelligent gilt und man daher als Mitarbeiter besonders wertvoll ist), so dass alle Aspekte beleuchtet werden können
  • es entstehen kreativere und vor allem bessere bzw. sehr gute Lösungen, denn durch die Geschwindigkeit erhält man oft nur mittelmäßige bis maximal gute Lösungen
  • Wertschätzung der Gedanken und Ideen des Teams

Praktische Umsetzung

 

Die wichtigste Regeln müssen vorab kommuniziert werden:

  • jeder kommt an die Reihe
  • jeder entscheidet, wann er mit seinem Beitrag fertig ist
  • alle anderen hören aufmerksam zu ohne zu unterbrechen

Beginn mit positiven Fakten

In der ersten Runde berichten alle der Reihe nach,

  • was bei ihen gerade gut läuft,
  • welche Erfolge seit dem letzten Mal verzeichnet werden konnten und
  • was gut in diesem Projekt läuft?

In der zweiten Runde stellt der Teamleiter oder die Teamleiterin das Thema vor und danach äußern sich alle zum ersten Tagungsordnungspunkt und berichten, was sie dazu denken.

Vorannahmen identifizieren und durch befreiende Annahmen ersetzen

Viele Denken, dass ihre Ideen nicht wichtig sind. Diese Annahme wird durch das Format bereits aufgehoben. Aber möglicherweise gibt es themenbezogene Limitierungen und Blockaden, die das Denken beschränken. Die Leiterin oder der Leiter sollten hier entsprechende Fragen stellen:

  • Was nehmen wir vielleicht an, das unser Denken hier einschränkt?
  • Wenn wir etwas Befreiendes annehmen würden, welche neuen Ideen könnten wir dann haben?

Es lohnt sich danach eine weitere Runde zu starten, weil inziwschen weitere Erkenntnisse hinzugekommen sind. Falls die Ideen stagnieren, kann die Gruppe auch in Thinking Pairs, also Denk-Paare eingeteilt werden. Dort erhält jeder die Möglichkeit, fünf Minuten ungestört über das Thema zu sprechen.

Nach den Thinking Pairs sollte unbedingt eine große Runde erfolgen.

Wenn danach eine Diskussion benötigt wird, kann an dieser Stelle eine zu diesem Thema erfolgen.

Auf diese Weise können alle weiteren Themen bearbeitet werden.

Gefühle zu lassen

Es kann sein, dass unausgesprochene Gefühle das Meeting blockieren. Auch Gefühle können auf diese Art angesprochen werden. Dies kann zwei bis drei Runden in Anspruch nehmen, bis man zur Tagesordnung zurückkehrt.

Positiver Abschluss

Nach dem alles Geschäftliche und auch das eine oder andere negative gesagt wurde, ist es sinnvoll, das Meeting positiv abzuschließen.

In einer ersten Runde teilen alle Teilnehmer mit, was ihrer Meinung nach an diesem Meeting gut lief.

In einer zweiten Runde geben alle Teilnehmer der Person zu ihrer Rechten ein wertschätzendes Feedback zu einer EIgenschaft dieser Person.

Die Aufgabe des Meetingleiters ist es, aufmerksam zuzuhören, eventuell bezogen auf das Verständnis nachzufragen und sich Notizen zu machen. Wenn es beispielsweise um Verbesserungspotentiale geht, kann es hilfreich sein zu sagen, dass man sich alles anhört und notiert, aber nicht versprechen kann, dass alles umgesetzt wird.

 

Herausforderungen & Lösungen und Tipps aus der Praxis

Wichtig ist zunächst die Schaffung einer sicheren Atmosphäre. Dass sich Menschen sicher mit anderen fühlen und ungestört ihre Gedanken äußern können, hängt vor allem mit der Gruppengröße ab. Eine Gruppengröße bis ca. 12 Personen ist förderlich, danach ist man am zweifeln, ob man wirklich offen sprechen kann und denkt mehr über die Konsequenzen für einen persönlich nach.

Größere Gruppen sollte man daher lieber aufteilen.

Diesen Aspekt durfte ich letztlich am eigenen Leib erfahren, als es in einer Institution um die Diskussion über Werte ging. Da man einen partizipativen Stil gewählt hatte, wollte man alle eines ca. 25-köpfigen Teams einbeziehen. Dies führte aber dazu, dass nur die üblichen Wortführer sprachen. Nachdem eher zufällig zu einem Termin nicht alle da waren und die Diskussion sehr fruchtbar war und alle miteinbezog, war mir sofort klar, dass wir beim nächsten Mal die Gruppe splitten mussten.

Nach dem wir dies getan hatten, kam aus den beiden Gruppen nur positives Feedback, weil alle Teilnehmer sehr zufrieden waren und das Gefühl hatten, etwas beigesteuert zu haben.

Zusammenfassung

Der klare Ablauf eines Thinking Environments unterstützt alle Teilnehmer eines Meetings dabei, Ideen zu bekommen und gemeinsam weiterzuentwickeln.

Die Struktur eine Thinking Environments scheint sperrig und zeitraubend, aber sie schafft die Möglichkeit, gute Ideen zu entwickeln und Menschen, die kaum etwas in Meetings sagen, wieder zu aktivieren und ihre wertvollen Ideen zu erhalten und einzubringen. Ein Meeting muss dabei nicht komplett dem Ablauf folgen, um das Denken zu fördern, denn dazu genügen schon einige Elemente wie das aufmerksame Zuhören und das Ausreden lassen.

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Wenn Du weiter ins Detail gehen möchtest, dann lies bei der Entwicklerin der Methode selbst nach:

Nancy Kline: Time to Think (sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch erschienen)

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